Inbus® & Verbus: Die bewegte Geschichte der Schraubenfabrik Bauer & Schaurte.
Wer ist Bauer & Schaurte
und warum sind sie so wichtig?
Bauer & Schaurte ist ein deutsches Unternehmen, das im Jahr 1876 von Georg Bauer und Christian Schaurte gegründet wurde. Das Unternehmen ist vor allem für die Erfindung der Inbus®-Schraube und der Verbus-Schraube bekannt. Die Idee von einer Innensechskantschraube war jedoch keinesfalls neu. 1910 ließ sich William G. Allen ein Herstellverfahren für Schrauben mit Hexagon-Mitnahmeprofil im Schraubenkopf patentieren. In den USA werden diese Schrauben daher “Allen screw” und der Innensechskantschlüssel oft als „Allen key“ bezeichnet.
Interessant auch: Die Standard Pressed Steel Company (SPS) soll circa 1911, unabhängig von Allen, Inensechskantschrauben entwickelt haben. Die Motivation von SPS war, Feststellschrauben ohne hervorstehenden Schraubenkopf zu entwickeln und so die Maschinensicherheit zu erhöhen. (Kleidungsstücke können sich an hervorstehenden Schraubenköpfen fest hängen, bei einer versenkten Madenschraube entfällt dieses Risiko). Als Inspiration dienten SPS-Innenvierkantschrauben aus Großbritannien (Robertson-Schraube), welche SPS auf Grund von Kosten und Patenten nicht einsetzen wollte. Es ist nicht überliefert, wie SPS die Schrauben herstellte. Da aber Allen nur das Patent für ein bestimmtes Herstellungsverfahren hielt, war das Patent von Allen bei Bedarf umgehbar.
1936 ließ Bauer & Schaurte diese Schraubenart in Deutschland patentieren und brachte sie auf den Markt. Die Technik wurde unter Anderem von Walter Beduwé, damals leitender Ingenieur, weiterentwickelt und vollendet.
Was ist Inbus®?
Die Inbus®-Schraube (Innensechskantschraube Bauer und Schaurte) ist eine selbstzentrierende Schraube, die speziell für die platzsparende und sichere Verbindung von Metallen entwickelt wurde. Bei dieser Schraubenart ist ein Innensechskant in einem zylindrischen Schraubenkopf versenkt. Im Vergleich zur Sechskantschraube (mit Außensechskantkopf) wird weniger Platz für den Kopf benötigt. Im Vergleich zu einer gleich großen Kreuzschlitzschraube kann eine Innensechskantschraube etwa das zehnfache Drehmoment aufnehmen. Innensechskantschrauben eignen sich gut für Schraubenverbindungen, bei denen die Schraubenköpfe konstruktionsbedingt schwer zugänglich sind. Es reicht aus, wenn der Kopf von oben erreicht werden kann, beispielsweise durch eine Bohrung, deren Durchmesser größer als das Eckenmaß des jeweiligen Schlüssels ist. Mit Schlüsseln, deren Spitze kugelig angeschliffen ist, lassen sich die Schrauben auch dann anziehen und lösen, wenn Schlüssel und Schraube nicht fluchten. Innensechskantschrauben lassen sich zudem platzsparend versenken, falls überstehende Schraubenköpfe stören.
Was ist Verbus?
Acht Jahre zuvor sollen Neusser Ingenieure die Verbus-Schraube (vergütete Außensechskantschraube Bauer und Schaurte) entwickelt haben. Es handelt sich um eine durch Massivumformung und spanlos hergestellte Schraube, die einen ununterbrochenen Faserverlauf hat. Im Gegensatz zu aus dem Vollen gearbeitete Schraube ist der Abfall geringer und die Schraube festen, da sie nicht unter dem Kopf durchgeschnitten sondern gestaucht wurde.
Beide Schrauben werden noch heute weltweit in der Industrie und in der Handwerkstätigkeit eingesetzt.
Was geschah dann?
Ab 1980 wird die Geschichte der Frima Bauer und Schaute etwas turbulent. Es gab mehrere Übernahmen durch diverse Unternehmen. Zunächst gab es eine Fusionierung als Tochter von Saarstahl zur Bauer & Schaurte Karcher GmbH (BSK) bis Saarstahl 1993 in die Insolvenz ging. Danach gab es eine Übernahme von der Valois-Gruppe, dann Textron, bis am Ende Withesell 2013 das Unternehmen übernahm. 2015 wurde Withesell dann an die Nedschroef Holding verkauft, die noch heute existiert.
- 01.07.1876 Gründung der von Christian Schaurte und Georg Bauer
- 1917 Übernahme von Werner T. Schaurte
- 1936 Patentierung der Marke Inbus in Deutschland
- 1970 Übernahme von Funcke und Hueck in Hagen (mehr)
- 1980 Fusionierung mit Karcher-Schraubwerken zu Bauer & Schaurte Karcher GmbH (BSK) als Tochter von Saarstahl
- 1993 Insolvenz von Saarstahl und somit auch für die BSK
- 1994 Übernahme durch die Valois-Gruppe zur Bauer & Schaurte Karcher Verbindungstechnik GmbH
- 1996 Übernahme von Textron zu Textron-Fastening-Systems
- 2006 Übernahme durch einen weitere Investor zu Acument Global Technologies, diese sind auch heute noch Lizenznehmer u.A. von TORX (mehr)
- 2013 Übernahme durch einen Amerikanischen Investor Whitesell
- 2014 Schließung des Werkes in Neuss
- 2015 Verkauf von Whitesell an die Niederländische Firma Nedschroef Holding (mehr)
Und jetzt?
Auf dem ehemaligem Fabrikgelände der Firma Bauer & Schaurte, nördlich des Neusser Hauptbahnhofs, soll nun ein Inbus®-Viertel entstehen. Zum einen soll es ein Denkmal sein, aber auch dringend benötigten Wohnraum schaffen. Am 16.09.2020 gab es dazu eine Begehung wo einige historische Dokumente geborgen wurden. Dr. Albert Wunsch hat eine Interims-Ausstellung ins Leben gerufen wo jeder der möchte sich die geretteten Dokumente und Ausstattung anschauen kann. Weitere Relikte können sich interessierte im Neusser Stadtarchiv näher anschauen.
Etwas zu den Lizenzrechten von “Inbus®”
Ab 1970 ließ die Firma Bauer und Schaute die dazugehörigen Innensechskantschlüssel durch die Firma Hafu Werkzeugfabrik GmbH in Hagen produzieren. Nach einer sehr bewegten Firmengeschichte kaufte der 29-jährige Fabian Fuhrmann die die Rechte an der Marke Inbus®. Fabian Fuhrmann ist der Nachfahre von Hans Jürgen Fuhrmann, der die Hafu Werkzeugfabrik gründete.
Die dafür gegründeten Firmen Inbus Werkzeug GmbH und die Inbus IP GmbH meinen es mit den Lizenzrechten tatsächlich richtig ernst. Es gab eine regelrechte Abmahn-Welle – jedoch ohne Strafen. Denn die Fuhrmanns wollen die Marke etablieren und ausbauen. Noch heute ist HaFu einer der weltweit führenden Hersteller für Innensechskant- und TORX®-Werkzeuge.
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